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Medienrat schlägt einen neuen Aufbruch für digitales Radio und mobile Multimediaangebote vor

Medienrat schlägt einen neuen Aufbruch für digitales Radio und mobile Multimediaangebote vor – und die Aufgabe des bisherigen DAB-Ansatzes

Der Medienrat schlägt vor, den bisherigen Ansatz von DAB für digitales Radio aufzugeben. Ein Neubeginn bietet nicht nur mehr Radiovielfalt zu geringeren Kosten, sondern auch Synergien zwischen digitalem Fernsehen und digitalem Radio und Vorteile durch die Verbindung von Rundfunk, Mobiltelefonie und Internet für mobile und portable Geräte.

Bis zur Internationalen Funkausstellung 2005 sollte eine neue Konzeption entwickelt werden, die zur Weltmeisterschaft 2006 in der Praxis präsentiert werden könnte. Ab 2007 könnte mit der breiten Einführung begonnen werden. DAB ist immer wieder hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das Programmangebot geht weiter zurück, und selbst die früher entschiedensten Befürworter denken an neue Nutzungen, die allerdings mit den bisher verfügbaren Geräten und dem derzeit verfügbaren Frequenzspektrum nicht realisiert werden können. Dieses reicht nicht aus, auch nur die Zahl der bisher über UKW empfangbaren Programme über DAB zu verbreiten. Der Empfang innerhalb von Gebäuden ist schlechter als bei UKW. Mit dem bisherigen Ansatz ist in den nächsten Jahren keine Besserung zu erwarten: Der 8. Rundfunkänderungsstaatsvertrag hat die Anreize reduziert, attraktive Programme für die bisherige Technologie DAB zu entwickeln. Neue Frequenzen sind erst im Anschluß an die für Mitte 2006 terminierte Planungskonferenz zu erwarten. Mit dem heutigen DAB-System braucht man mehr Frequenzspektrum als mit neuen Verfahren, wie sie schon bei DRM (Digital Radio Mondiale) und im Internet eingesetzt werden. Mit fortentwickelten Standards kann eine mehrfache Zahl von Radioprogrammen übertragen werden. Wenn DAB frühestens 2007 die Programmzahl und innerhalb von Gebäuden die Empfangsqualität von UKW erreicht, zu einem Zeitpunkt, bis zu dem die bisherige DAB-Technologie nun wirklich überholt sein wird, macht es keinen Sinn, bis dahin an DAB festzuhalten und die Verbraucher zum Kauf von Geräten zu verleiten, mit denen sie die zukünftigen Radiotechnologien nicht empfangen können. Sowohl DVB-H (eine Weiterentwicklung von DVB-T für Handheld-Geräte) als auch DMB (Digital Multimedia Broadcasting, eine Weiterentwicklung von DAB) kommen für digitales Radio, aber auch für mobile Multimedia-Dienste, von Fernsehen bis zum Herunterladen von Musik in Betracht. Neben der technischen Erprobung und der Entwicklung der Geräte müssen die Rahmenbedingungen für digitales Radio grundlegend verbessert werden. Statt mit dem bisherigen Ansatz weitere Enttäuschungen für Veranstalter und Verbraucher zu verursachen, können mit einem Neustart Initiativen freigesetzt werden. Wie die Einstellung der analogen Fernsehversorgung über die Antenne den Erfolg von DVB-T möglich gemacht hat, kann die Aufgabe des bisherigen Ansatzes von DAB das Signal für einen neuen Aufbruch sein. Die mabb wird bei allen anderen Beteiligten für diese Lösung werben, und daran mitwirken, dass bis zur Internationale Funkausstellung 2005 eine Konzeption für eine neue Lösung entwickelt wird.

Nachfolgend der vollständige Text der Analyse und des Vorschlags der mabb.

Neuer Aufbruch für digitales Radio und mobile Multimediaangebote – Aufgabe des bisherigen DAB-Ansatzes

Ein Vorschlag des Medienrates der mabb

1. Keine Besserung in Sicht – der bisherige Ansatz für DAB in Deutschland Dass die Gebührenerhöhung hinter den Erwartungen der Rundfunkanstalten zurückbleibt, wird zu einer weiteren Reduzierung des Engagements der öffentlich-rechtlichen Anstalten für DAB führen, den bisherigen Ansatz für digitales Radio. Dies unterscheidet Deutschland grundlegend von Großbritannien, wo die BBC viel in neue Programme und die Werbung für DAB investiert. Außerdem engagiert sie sich noch in die Plattform Freeview, die über DVB-T auch digitales Radio überträgt. Der 8. Rundfunkänderungsstaatsvertrag enthält – entgegen den Anregungen der Landesmedienanstalten - keinen Ansatz zur länderübergreifenden Lizenzierung von neuen privaten Radioprogrammen. In Großbritannien sind es kapitalstarke national tätige Unternehmen, die DAB unterstützen. Das Engagement der privaten Veranstalter in der Bundesrepublik wird in der Zukunft noch weiter zurückgehen.
Mit dem sinkenden Anreiz, attraktive Programme über DAB zu verbreiten, gibt es noch weniger Veranlassung für die Verbraucher, DAB-Geräte zu kaufen.
Dazu kommen weitere Faktoren, die es als ausgeschlossen erscheinen lassen, dass in Deutschland der relative Erfolg von DAB in Großbritannien (2 % der Haushalte haben dort ein DAB-Gerät) wiederholt wird:

• DAB leidet in Deutschland unter den aus den 80er Jahren des letzten Jahr-hunderts stammenden politischen Vorgaben. Im Vordergrund des Ausbaus standen nicht Interessen des Verbrauchers, der schließlich die DAB-Geräte bezahlen muss, sondern die Abbildung der analogen Welt und die Erhaltung ihrer Strukturen. Die Planungen orientieren sich nicht an Kommunikationsräumen, sondern an Ländergrenzen.

• DAB hat in Deutschland eine unzureichende Frequenzausstattung: Das System ist mit dieser Ausstattung für den Empfang mit Autoantennen ausgelegt. Die aufgebauten Sendernetze haben gravierende Schwächen beim Empfang in Häusern, in denen mehr als 80 % des Radiokonsums stattfindet. Leistungsänderungen sind erst nach der für Mitte 2006 terminierten Stockholm-Nachfolgekonferenz möglich.

• Während der Sendernetzbetreiber in Großbritannien digitales Radio (über DAB- und DVB-T) aktiv vermarktet, fährt die für den Sendernetzbetrieb in Deutschland verantwortliche Telekom-Tochter T-Systems einen harten Sparkurs: Nicht einmal in Berlin, wo T-Systems die Möglichkeit zur Verbreitung zusätzlicher Programme und zur Werbung über eine UKW-Frequenz eingeräumt wurde, ist eine nachhaltige Vermarktung gesichert. Für die nächste IFA ist nur eine Wiederholung der Vorstellung verfügbarer Geräte geplant, verbunden mit zeitlich begrenzten Programmaktivitäten.
Auch wenn inzwischen billigere Empfänger aus Korea zur Verfügung stehen, wird DAB in Deutschland weiter erfolglos bleiben: Statt dass wie in Großbritannien eine Vielzahl zusätzlicher Programme zu empfangen sind, gibt es in Deutschland weniger als über UKW, und die Empfangsqualität ist innerhalb von Häusern nicht besser, sondern schlechter als bei UKW.
Der 8. Rundfunkänderungsstaatsvertrag bietet den letzten Anlass, den bisherigen DAB-Ansatz aufzugeben und die Chancen eines Neuanfangs zu nutzen. Bis DAB in Deutschland eine Programmzahl wie heute UKW erreicht und innerhalb von Häusern so empfangen werden kann - frühestens 2007 -, ist es von anderen Technologien überholt. Leidtragende wären die Radioanbieter, denen die Chancen der digitalen Welt verschlossen blieben.


2. Die Chance des Neuanfangs In der Stagnation von DAB liegt die Chance des Neuanfangs. Gerade weil so wenige Geräte in Deutschland verkauft sind, kann ein neuer Anlauf gewagt werden, der die grundlegenden Schwächen des DAB-Systems überwindet. Ein Neuanfang ist auch erforderlich, weil die bisherigen Geräte für erweiterte Angebote und eine effiziente Frequenznutzung nicht geeignet sind. DAB ist eine am Markt gescheiterte Übergangstechnologie wie früher D2MAC, das als Übergang vom analogen zum digitalen Fernsehen gedacht war, oder der TV-Sat, der zur selben Zeit entwickelt wurde wie DAB, und Satellitenfernsehen für den Direktempfang mit vier Programmen einführen wollte. TV-SAT wie DAB beruhen auf Planungsfehlern.
TV-SAT lag die Trennung zwischen Rundfunk- und Fernmeldesatelliten zugrunde, mit der Einschätzung, letztere (heute das System ASTRA) könnten nicht direkt empfangen werden. Bei DAB (Digital Au-dio Broadcasting) weist schon der Name auf eine Fehleinschätzung hin: Dass es in der Konvergenz der digitalen Welt sinnvoll ist, ein reines Audio-System zu ent-wickeln. „Broadcasting“ wurde lediglich als die Fortsetzung des bisherigen UKW-Hörfunks mit besserer Qualität verstanden.
Man muss die grundlegenden Schwächen von DAB analysieren, um sie überwinden zu können: Sie liegen im Folgenden:

• Die Orientierung an den Strukturen des analogen Hörfunks, und die Vernachlässigung des Anreizes für Verbraucher, Geräte wegen ihres Mehrnutzens zu kaufen, und für Unternehmen, in zusätzliche Programme in Konkurrenz zu den bestehenden zu investieren.

• DAB ist nach Vorgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks primär für den Autoradioempfang entwickelt worden (Empfang mit leistungsfähigen Antennen außerhalb von Gebäuden). Die Frequenzausstattung ist bisher nicht auf den Empfang innerhalb von Gebäuden ausgerichtet. Außerdem erweist sich die Verbreitung im L-Band als Fehlschlag. Damit fehlt von vorn herein die wirtschaftliche Grundlage für private Veranstalter: 80 % des Radiokonsums findet in Gebäuden statt. Gerade die für werbefinanzierten Programme wichtigen jüngeren Zielgruppen sind nicht die ersten, die sich Autos mit DAB-Geräten kaufen würden.

• Zur Zeit der Entwicklung von DAB konnten zwei weitere Entwicklungen nicht berücksichtigt werden, die das Kommunikationsverhalten grundsätzlich verändert haben und auch für die Radioentwicklung von ausschlaggebender Bedeutung sein werden, anders als das Autoradio: Das Mobiltelefon, das auch als Radioempfänger dienen kann. Die Entwicklung des Internet, das als breitbandiges Medium auch Radio und Audiodateien übertragen kann.

• Weitere Geburtsschwäche von DAB ist das Fehlen eines Abrechnungssystems: Digital TV hat sich deshalb erfolgreich entwickelt, weil man mit zusätzlichen Inhalten auch Geld verdienen kann, und deswegen daran interessierte Unternehmen in die Technik investiert haben. Zunächst in den Pilotprojekten erprobte Zusatzdienste zu DAB sind mangels Refinanzierbarkeit eingestellt worden. Vieles wird inzwischen über Mobiltelefone realisiert.

• Die Audiokodierungsraten von DAB entsprechen dem Stand der 80iger Jahre. Man braucht mehr Frequenzspektrum als bei DRM (der Weiterentwicklung für digitale Mittel- und Kurzwelle) und erst Recht bei DVB-H und DMB (Digital Multimedia Broadcasting, das zwar auf dem Übertragungsverfahren von DAB aufbaut, aber sonst andere Parameter nutzt.) Frequenzeffizienz ist umso dringlicher, als schon das bisher verfügbare Frequenzspektrum nicht einmal ausreicht, die bisher über UKW verfügbaren Programme digital zu übertragen. Eine um den Faktor drei bessere Effizienz neuerer Systeme bedeutet ein Drittel Übertragungskosten und dreifache Kapazität gegenüber DAB. Fortgeschrittene Kodierungssysteme können aber mit den bisher verfügbaren DAB-Empfängern nicht verarbeitet werden. Ihre weitere Verbreitung würde zum Hindernis für eine effizientere Frequenznutzung.

• Die Trennung zwischen einem Radio- und einem Fernsehverbreitungssystem entspricht der analogen Trennung. Nun ist es einer der Hauptvorteile der Digitalisierung, dass Radio und Fernsehen nur noch eine Frage der Datenrate sind. Eine weitere Annäherung zwischen Radio und Fernsehen ergibt sich mit dem Trend zur Personalisierung der Geräte und zum mobilen Empfang. Die Anforderungen, die für den Empfang bewegter Bilder auf Handys gelten, sind auch diejenigen, die für Radio zu erfüllen sind: Kleine Geräte mit integrierter Antenne und Batteriebetrieb (was UKW heute erfüllt). Auch bei der Frage des Versorgungsgebietes (Flächendeckung oder Ballungs-räume) gehen die Unterschiede zwischen Radio und Fernsehen zurück: Ei-nerseits wird schon aus wirtschaftlichen Gründen das Angebot in Ballungsräumen größer sein als in der Fläche, aber eine Mindestversorgung in der Fläche ist sowohl für Radio als auch für mobil empfangbares Fernsehen ebenso wie für Mobiltelefonie notwendig.

3. Was ist die Alternative?

3.1. Neue Technologien – DMB und DVB-H Beide Technologien nutzen das Frequenzspektrum effektiver, sind aber mit den bisher hergestellten DAB-Empfängern nicht zu empfangen. Sie sind darauf ausgelegt, Radio und Fernsehen zu übertragen und dabei mobile Handheld-Geräte zu erreichen, Handys ebenso wie Radiogeräte oder Neuent-wicklungen, die z. B. das Downloaden von Musik mit Radioprogrammen verbinden. DVB-H hat Vorteile bei der Datenrate und der Effizienz des Frequenzspektrums, DMB könnte beim mobilen Empfang mit schnellen Geschwindigkeiten besser sein. Es kann durchaus sinnvoll sein, beide Technologien zum Einsatz zu bringen, DVB-H z. B. für die nationale Flächendeckung, DMB für lokale Ergänzun-gen, die keinen vollen DVB-H-Multiplex nutzen. Mit beiden Technologien müssen noch zusätzliche Erfahrungen gesammelt werden. Dies betrifft sowohl den Empfang innerhalb von Gebäuden, also auch die Kosten der Sendernetze und ihre Konfiguration. Noch wichtiger als die Übertragungstechnik sind die Empfangsgeräte: In welche Technologien investieren interessierte Unternehmen? Eine weitere zentrale Rolle hat die Frequenzausstattung: Wann ist das notwendige Spektrum auch für den Empfang innerhalb von Gebäuden verfügbar? Die offenen Fragen können bis zur IFA 2005 geklärt sein. Dies müsste mit einer Fortentwicklung der regulatorischen Rahmenbedingungen verbunden werden. Die Fortführung von DAB während dieser Zeit würde nicht nur vermeidbare Kosten verursachen. Die dafür verkauften Geräte würden entweder auf längere Sicht wertvolles Frequenzspektrum blockieren, oder ihre Käufer könnten mit ihnen in absehbarer Zeit kein digitales Radio mehr empfangen.

3.1.1. DMB (Digital Multimedia Broadcasting) In Korea kommt DMB auf der Grundlage der DAB-Übertragungstechnologie zum Einsatz. Das bedeutet Fernsehen und Radio, sowie moderne Kodierungstechnologien, also ein moderneres DAB. DMB aber kann mit bisher angebotenen DAB-Geräten nicht empfangen werden. Bei der Bewertung des koreanischen Ansatzes ist zu berücksichtigen, dass dieses System für mobile Multimedia-Dienste auch ein Ausgleich dafür ist, dass die koreanische Regierung das amerikanische digitale Fernsehsystem favorisiert, das anders als die europäische DVB-Familie die Mobilitätsanforderungen nicht hinreichend berücksichtigt. DMB wird in einem Test in Berlin seit 2001 ausgestrahlt, in Bayern ist ein Versuch mit weiterentwickelter Technologie für 2005 geplant

3.1.2. DVB-H und IP Datacast DVB-H ist eine Weiterentwicklung von DVB-T für den Empfang auf Handheld-Geräten, die auch innerhalb von Gebäuden mit integrierter Antenne und geringerer Batterieleistung genutzt werden können. Diese Anforderungen gelten nicht nur für Mobiltelefone, sondern auch für Radios. DVB-H hat die größte Effizienz (im selben Frequenzspektrum kann eine bis zu 6fache Zahl von Radioprogrammen gegenüber DAB übertragen werden). Geräte für DVB-H und IP Datacast werden bereits im Test erprobt, und von europäischen Firmen wie Nokia entwickelt. In Berlin wird Anfang 2005 ein leistungsstarker, durch die Abschaltung des analogen Antennenfernsehens frei gewordener Kanal für den Test von DVB-H und IP Datacast aufgebaut.

3.1.3 DRM (Digital Radio Mondiale) Das bisher für digitale Mittel-, Lang- und Kurzwelle konzipierte System kann voraussichtlich auf die Nutzung des bisherigen UKW-Bereichs hin erweitert werden. Wie DMB und DVB-H wäre es we-sentlich effizienter als DAB. DRM könnte die Ablösung von UKW erleichtern. Die Systementwicklung ist aber noch nicht so weit und weniger an der Nutzung multimedialer Synergien orientiert als DVB-H und DMB. 3.2. Frequenzspektrum Frequenzspektrum für mobile Multimediaanwendungen kann zur Verfügung gestellt werden, weil über DVB-T schon aus wirtschaftlichen Gründen nur eine begrenzte Zahl von Fernsehprogrammen wird übertragen werden können. Allerdings sind noch politische Entscheidungen über die Rolle der terrestrischen Fernsehversorgung im digitalen Zeitalter zu treffen. Dass Deutschland als erstes Land die bisher für die stationäre Versorgung genutzten Frequenzen umstellt und damit Spektrum frei macht, ist die Chance, eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung eines modernen digitalen Radios einzunehmen, das mit dem Internet und Mobilfunk verknüpft ist und die Synergien mit dem mobilen Fernsehen nutzt. Von zentraler Bedeutung für die künftige Entwicklung ist die Bereitstellung von Spektrum über Ländergrenzen hinweg. Ausschlaggebend ist letztlich nicht die Technik, sondern die Finanzierbarkeit von Inhalten und die Attraktivität der Geräte.

3.3. Sendernetzbetrieb Die Strukturen des Sendernetzbetreibers in der Bundesrepublik entsprechen nicht den Anforderungen, die bei der Verbindung von Mobilfunk und Rundfunk zu erfüllen sind. Das gilt für beide Duopolisten: Die ARD kann in ihrer jetzigen Struktur den Sendernetzbetrieb nur für klassischen Rundfunk und nur für den Eigenbedarf durchführen. Dies ist so wenig wirtschaftlich, wie eine Organisation der Fernsehproduktion, die sich ausschließlich auf den Eigenbedarf und hergebrachte Fernsehformate beschränken würde. Media Broadcast als Teil von T-Systems hat keine hinreichenden Entfaltungsmöglichkeiten, um Synergien zwischen DVB-T und DSL oder zwischen DVB-H und dem Mobilfunk zu entwickeln.

3.4. Internationale Funkausstellung 2005 – WM 2006 Die IFA 2005 kann zum Aufbruch in eine neue Zeit genutzt werden, in der Radio und Internet, Mobilfunk und Rundfunk zusammen wachsen. Es gibt kaum ein besseres Ereignis, mobiles Multimedia in Deutschland zu präsentieren, als die Weltmeisterschaft 2006. Deutschland könnte eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von digitalem Radio und digitalem Multimedia einnehmen. Dies gibt auch der Industrie neue Impulse zur Entwicklung der Chips und Geräte: in keinem Land außer Großbritannien hat DAB in seiner alten Ausprägung einen nennenswerten Marktanteil erzielen können.

3.5. Beendigung von DAB DAB hatte durchaus die nützliche Funktion, dass eine Wiederholung der Fehler bei DVB-T vermieden werden konnte. Nun kommt es darauf an, nicht noch mehr Geld in einen inzwischen überholten Ansatz zu investieren, sondern einen neuen Aufbruch zu wagen. DVB-T ist dadurch erfolgreich geworden, dass Veranstalter, Sendernetzbetreiber und Regulierung den Mut zur Abschaltung des analogen Antennenfernsehens hatten, statt den bequemeren Weg des Parallelbetriebs zu gehen. Nun stehen wir bei DAB vor einer ähnlichen Situation: Die Fortführung von DAB würde dringend benötigtes Frequenzspektrum blockieren, und die Verbraucher mit Geräten belasten, die nicht zukunftssicher sind. Die Beendigung der bisherigen DAB-Übertragung schafft die Voraussetzungen dafür, dass Neues entsteht. So wenig wie bei DVB-T kann heute vorher gesagt werden, wie sich im Zusammenspiel von Radio/Fernsehen, Internet und Mobiltelefonie die Kommunkationslandschaft verändern wird. Aufgabe der Regulierung ist es, Wege zu öffnen, auf denen Unternehmen neue Angebote entwickeln können, über deren Erfolg dann der Verbraucher entscheidet.

3.6. Öffnung für neue Anbieter und Anreiz für Investitionen Kurzsichtig gedacht liegt die Fortführung von DAB nach dem bisherigen Modell im Interesse der etablierten öffentlich-rechtlichen und privaten Anbieter: Sie werden durch die Fortführung praktisch vor Konkurrenz geschützt. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten erhalten ihren Sendernetzbetrieb. Gerade der Misserfolg von DAB hat den Vorteil, dass die etablierten Veranstalter wenig ändern müssen. Neue Angebote und Geschäftsmodelle werden behindert Die Krise der Musikwirtschaft sollte allerdings eine Warnung sein, dass sich neue Entwicklungen nicht aufhalten lassen. Mit einem veralteten technologischen Ansatz, einem unwirtschaftlichen Sendernetzbetrieb und primär regionalen Unternehmensstrukturen werden die heutigen Radioanbieter den Herausforderungen der digitalen Welt auf Dauer nicht gewachsen sein. Der Medienstandort Deutschland braucht mobiles Multimedia wie digitales Breitband und digitales Kabel, mit Chancen für bisherige und neue Anbieter.

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